Das 1. Vorarlberger Symposium „mehrgeschossig Bauen mit Holz“ fand Ende April 2018 mit renommierten Holzbau-Experten, u.a. 3 x K: Kaufmann, Kley und Kaden in Schwarzenberg im Bregenzerwald statt. Der Baustoff Holz gewinnt zunehmend Bedeutung beim Bauen von Mehrfamilienhäusern und im mehrgeschossigen Wohnungsbau.
Die zahlreichen Besucher fühlten sich im Angelika-Kaufmann-Saal, der von Prof. Hermann Kaufmann geplant und 2001 fertiggestellt wurde, sichtlich wohl. Das Ambiente im Holzgebäude aus heimischem Tannen- und Buchenholz bildete einen idealen Rahmen der kurzweiligen Veranstaltung. Als Veranstalter fungierten „vorarlberger holzbaukunst“ und das Vorarlberger Architekturinstitut (vai) unter der souveränen Leitung von Dr. Verena Konrad und Dr. Matthias Ammann.
Die Begrüßung zum Thema „Höher und dichter in Holz“ übernahm quasi als Heimspiel der Bregenzerwälder Architekt und Universitätsprofessor der TU München, Hermann Kaufmann. Eine Recherche von ihm bei den Google-Keywords „mehrgeschossiger Holzbau“ und „Holzhochhaus“ zeigte sehr deutlich, mit welchen Projekten und Dimensionen der Holzbau bis zur Hochhausgrenze und darüber hinaus bereits unterwegs ist. Hermann Kaufmann sieht jedoch ob dieser Entwicklung das meiste Potential im konstruktiven Holzbau eher bei den vier-, fünf-, sechs-, sieben bis achtgeschossigen Holzwohngebäuden. Sein Statement: „Die Zukunft des Holzbaus liegt in der Vorfertigung, alles findet im Werk und nicht auf der Baustelle statt.“
Danach startete der inspirierende Eröffnungsvortrag mit dem österreichischen Journalisten und Fernsehmoderator Tarek Leitner mit der besonderen Sichtweise seines Titels „Wo leben wir denn? Glückliche Orte. Und warum wir sie erschaffen sollten. Ein Plädoyer gegen die Wegwerfästhetik unserer Zeit.“ Vom „Parissyndrom“ bis zu seinen Aussagen „Natur verbrauchen statt zu gebrauchen“ und „… der Mensch will sich erfreuen an Ästhetik und Schönheit“ ersann er einen spannungsreichen Bogen zur modernen Holzbauarchitektur.
Gordian Kley von merz kley und partner ZT GmbH aus Dornbirn befasste sich in seinem Vortrag mit Holztragwerke – Anspruch, Systeme, Wirtschaftlichkeit. Er ging bei der Vorstellung von verschiedenen Bauprojekten auf die Wirtschaftlichkeit von Beton und Holz bei der Holz-Hybridbauweise ein und auf die unverzichtbare Planung mit BIM. Um gleich darauf hinzuweisen: „Beim Holzbau liegt die Würze im Detail!“
Univ. Prof. Tom Kaden aus Berlin widmete sich in seinem Vortrag dem Thema „Urbanes Bauen mit Holz – Potentiale und Entwicklungen.“ Der Fachexperte für „Mehrgeschossig Bauen“ glänzte bereits mit seinem Projekt „Holzhaus „e3“ im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Er skizzierte anhand von Schlagzeilen aus der Presse die Wohnungsnot in den Städten und den Mangel an preiswertem und bezahlbaren Wohnraum. In diesem Zusammenhang ging er auf die Bodenfrage und die neuen Gemeingüter ein. Aus seiner Sicht unumgänglich ist das systemische Bauen wie z.B. Verdichtungen und Aufstockungen in der Stadt. Sein Statement zum Abschluss seines Vortrags: „Die bestehenden Bauordnungen decken nicht die Leistungsfähigkeit des Holzbaus ab.“
Architekt Rolf Mühlethaler aus Bern inspirierte in seinem Vortrag die Zuhörer über “ Wiederholung und Gleichmaß beim Holz-Geschoßbau in der Schweiz“. Anhand von Beispielen veranschaulichte er das noble Mittel des Einfachen und der Wiederholung bei Bauprojekten. Er sieht den Holzbau als Inspirationsraum für die Gesellschaft, die wieder Nachbarschaft und Konflikte zulassen sollte.
Architekt Reinhard Kropf aus Oslo befasste sich mit dem urbanen Holzbau in Norwegen. Er verwies darauf, dass fast alle mehrgeschossigen Holzbauten in Skandinavien mit Brettsperrholz gebaut werden und erweiterte seine Aussage: „Die Wertschöpfungskette muss von den Beteiligten beherrschbar sein.“ Für ihn hat der Holzbau eine ästhetische Signalwirkung, ist Partner von neuen Ideen.
Diese mehr als gelungene Veranstaltung präsentierte einen spannenden Einblick über Entwicklungen im konstruktiven Holzbau. Aufgezeigt wurden verschiedene Holzbausysteme mit Vorfertigung und die zweifellos vorhandenen Potentiale im mehrgeschossigen Holzbau. Es bleibt zu hoffen, dass diese Art der Veranstaltung im Interesse der wegweisenden Zukunft des Holzbaus seine Fortsetzung findet.