Holzhybrid statt Stahlbeton beim Bauen

Hybride Holzsysteme könnten Stahlbeton in Zukunft Konkurrenz machen, denn sie sind nicht nur nachhaltig, sondern holen auch in Sachen Stabilität deutlich auf. Jeder Kubikmeter Holz kann etwa eine Tonne CO2 dauerhaft speichern. Wird das Holz verbaut, bleibt das CO2 gebunden, während zugleich Raum für neue Bäume entsteht.

Holz ist weitaus klimafreundlicher als Stahlbeton – es wächst schnell nach, bindet CO2 und ist lokal verfügbar. Auch ist der Wohlfühlfaktor in Holzhäusern höher als hinter Betonwänden. Doch es gibt einen Wermutstropfen: In puncto Stabilität ist Holz Stahlbeton unterlegen, vor allem die Zug- und Druckfestigkeiten senkrecht zur Faserrichtung sind vergleichsweise niedrig.

Kombiniert man Holz allerdings mit anderen Materialien, verbessern sich die mechanischen Eigenschaften der Gesamtkonstruktion stark. Mit Faserverbundkunststoffen oder Beton vereint könnten selbst Holzarten und Sortierklassen eingesetzt werden, die sich bisher nicht für die Bauindustrie eignen – das bietet einen größeren Spielraum für eine klima- und umweltgerechte Forstwirtschaft.

Holzhybrid
Viele mehrgeschossige Bauten im Prinz-Eugen-Park in München wurden statt in Stahlbeton in Holzhybrid gebaut. Foto: ProHolz Bayern

Forschungsprojekt zum Wachstumsmarkt Holzhybrid

Während es zum Kurzzeitverhalten solcher Holz-Hybrid-Werkstoffe bereits verschiedene aktuelle Studien gibt, ist über das Langzeitverhalten nur wenig bekannt. Doch gerade das ist elementar, wenn es um Baumaterialien geht. Eine Nachwuchsforschergruppe will diese Lücke nun schließen und untersucht unter der Leitung des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung Wilhelm-Klauditz-Institut WKI die Dauerhaftigkeit solcher hybriden Holzbausysteme. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft BMEL, Projektträger ist die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e.V.

Bislang hat der Holzbau mit etwa 10 bis 15 Prozent einen geringen Anteil am deutschen Baumarkt. Unser Ziel ist es, das signifikant zu ändern“, sagt Prof. Libo Yan, Senior Scientist und Nachwuchsgruppenleiter am Fraunhofer WKI. Wäre gesichert, dass die Hybridbaumaterialien Wind und Wetter über lange Zeit trotzen können, dürfte dieser Baustoff sicherlich einen Aufschwung erleben. Hybrides Bauen mit Brettschichtholz gibt es bereits heute im mehrgeschossigen Holzbau.

Die Forscherinnen und Forscher aus aller Welt untersuchen Kombinationen aus Holz und Beton ebenso wie Holz, das durch Carbonfasern oder Flachs in einer Polymermatrix zusätzliche Stabilität gewinnt. Was die Kombination von Schnittholz und Beton angeht, hat das Team zunächst einmal einen neuen Weg entwickelt, die Materialien miteinander zu verbinden. Üblicherweise geschieht dies mechanisch – also über Stahlnägel, Stahlplatten und Stahlnetze.

Indem wir die Materialien mit Polyurethan oder Epoxidharz verkleben, können wir das Gewicht der Holz-Hybride senken und den Produktionsprozess um bis zu 15 Prozent beschleunigen«, sagt Yan. Wind, Sonne, Regen … auch wenn es widersprüchlich klingen mag – schließlich geht es ja um Langzeitversuche: Am Anfang der Untersuchungen stehen Kurzzeitversuche. Denn Langzeitversuche über 20 Jahre sind teuer und nicht praktikabel, schließlich soll der Weg für die neuen Baumaterialien möglichst schnell geebnet werden.

Für die Kurzzeitversuche von Stunden oder Tagen verbinden die Forschenden die Materialien, etwa Beton und Holz. Anschließend spannen sie die äußeren Holzteile ein und bringen auf den Beton eine definierte Kraft auf. Wie viel Kraft ist nötig, um die Klebeschicht zu zerstören und den Materialverbund auseinanderzureißen? Aus solchen und anderen Messungen entwickelt das Forscherteam ein theoretisches Modell.

Quelle: Studie des Fraunhofer-Institutes für Holzforschung Wilhelm-Klauditz-Institut WKI

Forschungsprojekt zum Brandschutz mehrgeschossiger Holzbau

TIMpuls ist ein weiteres Forschungsprojekt beschäftigt sich mit dem Ziel des einheitlichen Brandschutzes bei mehrgeschossigen Holzgebäuden, das beweisen soll, dass Holzgebäude genauso brandsicher wie massive Gebäude konstruiert werden können“. Am Projekt sind die TU München, die TU Braunschweig mit dem Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz (iBMB), die Hochschule Magdeburg-Stendal und das Institut für Brand- und Katastrophenschutz Heyrothsberge beteiligt.

Passend zur Entwicklung hin zum klimafreundlichen Baustoff Holz als Kohlenstoffspeicher gibt es in Bayern seit dem 1. Juni 2022 eine Förderung für den mehrgeschossigen Holzbau. Hier finden Holzwerkstoffe wie Brettschichtholz und das leistungsfähige Brettschichtholz im konstruktiven Holzbau Verwendung.

 

lebt in Stuttgart und betreibt als unabhängiger Holzhaus-Experte aus Leidenschaft verschiedene Blogs und das Portal holzbauwelt.de. Er informiert über Trends im Wohnungs- und Gewerbebau mit dem Baustoff Holz für Bauherren, Investoren, Planer im modernen Holzbau. E-Mail senden