Das Forschungsvorhaben TIMpuls stellt sich der Frage: Wie sicher sind mehrgeschossige Holzgebäude bei einem Brand? Gebäude aus Holz liegen im Trend. Ziel des Vorhabens ist die Bereitstellung einer vollständigen, wissenschaftlich begründeten Systematik, um die Verwendbarkeit tragender und raumbildender Holzbaukonstruktionen in mehrgeschossigen Gebäuden bis zur Hochhausgrenze zu ermöglichen.
Der nachwachsende Baustoff ist leicht, tragfähig, lässt sich vielfältig bearbeiten und verursacht bedeutend weniger Emissionen als anderes Baumaterial. Inzwischen entstehen bereits Holzhochhäuser, zum Beispiel in Hamburg, Berlin und Wien.
Doch was passiert bei einem Hausbrand? Ein Forschungsteam unter Beteiligung der Technischen Universität Braunschweig will nun zeigen, dass mehrgeschossige Holzgebäude auch bei Feuer genauso sicher sind wie Gebäude aus Stahlbeton.
Obwohl die Nachfrage für Gebäude aus Holz steigt, gibt es in Deutschland noch kein detailliertes Regelwerk für die genaue brandschutztechnische Umsetzung der Bauten. Forscherinnen und Forscher der TU München, der TU Braunschweig, der Hochschule Magdeburg-Stendal und des Instituts für Brand- und Katastrophenschutz Heyrothsberge arbeiten im Projekt TIMpuls an einem solchen Regelwerk.
„Ziel des Forschungsvorhabens ist es zu zeigen, dass Holzgebäude genauso brandsicher wie massive Gebäude konstruiert werden können“, sagt Professor Jochen Zehfuß, Leiter des Fachgebiets Brandschutz am Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz (iBMB) der TU Braunschweig. Dafür werden zum Ende des Projekts auf dem Freigelände des Forschungscampus Garching der TU München im Januar und Februar 2021 Großbrandversuche durchgeführt.
Für die Versuche werden verschiedene Holzbauten im Maßstab 1 zu 1 in Brand gesetzt. „In den Versuchen werden Wohnungen mit einer realen Brandlast simuliert“, erklärt Sven Brunkhorst, wissenschaftlicher Mitarbeiter am iBMB. Sind diese Brandlasten verbrannt, sollte das Feuer bestenfalls von alleine ausgehen – ohne dass der Brand auf das Gebäude selbst übergreift.
An der TU Braunschweig wurden zuvor umfangreiche Klein- und Großversuche sowie numerische Untersuchungen durchgeführt, auf deren Grundlage die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Bauteile für die abschließenden realmaßstäblichen Versuche festgelegt haben. Bei den Großbrandversuchen in Garching sind die Braunschweiger Forschenden unter anderem für Temperaturmessungen verantwortlich.
In die wissenschaftlichen Versuche bezieht das Forschungsteam auch die Feuerwehr ein, die die Möglichkeiten der Brandbekämpfung in einem mehrgeschossigen Holzgebäude analysieren wird.
Projektdaten
Das Projekt TIMpuls wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) mit insgesamt 950.000 Euro bis April 2021 gefördert. Eine Kofinanzierung der Holzwirtschaft erfolgt koordiniert über den Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks. Der Anteil der TU Braunschweig im Teilprojekt „Beurteilung der brandschutztechnischen Leistungsfähigkeit von Bauteilen und Systemen“ liegt bei 480.000 Euro. Am Projekt sind die TU München, die TU Braunschweig mit dem Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz (iBMB), die Hochschule Magdeburg-Stendal und das Institut für Brand- und Katastrophenschutz Heyrothsberge beteiligt.
Hier weitere Informationen zu Brandschutz im mehrgeschossigen Holzbau – Hintergründe und die neue Holzbaurichtlinie von Thomas Engel, Projektleiter des Verbundforschungsvorhabens TIMpuls und FireSafeGreen.