Eine hohe Vorfertigung und Standardisierung im Holzbau bieten Wettbewerbsvorteile im Neubau wie auch in der Nachverdichtung. Auf der „Bau 2019“ in München gab es nicht nur die berühmte Halle B5 für alle Holzbauinteressierten, sondern auch höchst interessante Vorträge von ausgewählten Referenten und Praktikern aus der Fertighaus- und Holzbaubranche.
Wer Prof. Dr. Stefan Winter – Ordinarius für Holzbau und Baukonstruktion an der TU München – kennt, weiß, dass er gerne Themen zuspitzt und diese auch unverblümt der Zuhörerschaft widmet. So auch bei der Messe-Veranstaltung: Holzfertigbau: Haustypologien / Mehrgeschossbau in Kooperation mit dem Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V. (BdF) bei seinem Vortragsthema: „Bauen mit Weitblick – Industrialisierter sozialer Wohnungsbau“.
Vorfertigung und Standardisierung sind Schlagworte, die im Bauwesen einen hohen Grad an Effizienz garantieren. „Verschiedene Holzbauunternehmen haben eigene Holzbausysteme entwickelt“, so Stefan Winter, „das macht’s für die Planer nicht einfacher“. Um dann fortzufahren: „Wir brauchen eine Art „Open-Source-Lösung“ für den Holzbau. Und wer soll es dann organisieren: Die Architekten!“ Holz als Kohlestoffspeicher und der Holzbau mit seiner CO2-Senke bieten hervorragende Möglichkeiten.
Einen weiteren Appell richtet Stefan Winter an die Holzbauer, wenn er sagt: „Im Schulterschluß mit den mineralischen Baustoffen können wir die benötigten Wohnungsmengen bauen und liefern.“ Eine klare Ansage für die Holzhybridbauweise. Referenzprojekte aus den Bereichen Hotelbau Wohnbau und öffentliche Einrichtungen wie Schulen und Kindergarten belegen diese Sichtweise mehr als deutlich. Gewerbebau und Wohnungsbau in moderner Holzbauweise hat daher noch viel Potential.
Und als wäre das noch nicht genug, setzte Stefan Winter noch einen drauf: „Wir übernehmen die Bauordnung Baden-Württemberg, das wäre derzeit die beste Lösung (für den Holzbau).“
Weitere Referenten der gelungenen Veranstaltung waren Johannes Schwörer, Geschäftsführer SchwörerHaus KG mit seinem Vortrag „Hybridbauweise – die effektive Kombination von Holz und Beton.“ Er merkte sehr treffend an, dass 350 Mehrfamilienhäuser im Jahr in Deutschland mit Holz gebaut werden, während 20.000 mehrgeschossige Bauten mit anderen Baustoffen gebaut werden. Er wies auf die Holzbau-Offensive in Baden-Württemberg hin, bei der mehr innovative Holzbauten umgesetzt werden sollen und die Lebenszyklusbetrachtung eine Rolle spielen wird. Zudem setzt sich Johannes Schwörer für die Förderung klimafreundlicher Baustoffe ein.
Michael Regnauer, Geschäftsführer von Regnauer Fertigbau widmete sich dem Vortragsthema: „Moderne Holzständerbauweise in der Praxis – die nachhaltige Alternative“. Er geht davon aus, dass die Themen Umwelt und Gesundheit beim Bauen weiter zunehmen werden. Für ihn ist ebenfalls klar, dass industrielles Bauen mit hoher Vorfertigung und BIM einhergehen muss.
Peter Büdenbender, Leiter Vertrieb Objektbau von Weber Haus führte in seinem Vortrag „Nutzen für Investoren – Planungssicherheit und Wirtschaftlichkeit“ aus, dass mehrgeschossige Wohnhäuser in Holzbauweise ein sichtbarer Trend sind. Die hohe Vorfertigung im Holzbau bietet leistet eine um 6 Monate kürzere Bauzeit als mit vergleichbaren Baustoffen. Ein entsprechendes Bauprojekt erbringt damit in 10 Jahren eine interessante Rendite für private und gewerbliche Investoren.
Christoph Schmidt, Mitglied der Geschäftsleitung von Huf-Haus entführte die Zuhörer bei seinem Thema „Smarte Architektur“ in eine neue Welt des Bauens. Er führte die Vortragsteilnehmer in die Welt der lernenden Häuser und der künstlichen Intelligenz ein. „Die Datenhoheit liegt beim Verbraucher, also beim Bauherren“, so Christoph Schmidt, was er als vorhersehbaren Service, als Dienstleistung im Haus ansieht.